Denkmal Kolonialismus

Kolonialkriegerdenkmal am Frankenplatz

von Katharina Kempf

Bei dem Völkermord 1904-1908 verloren mehr als 80 % der Herero und Nama ihr Leben durch deutsche Soldaten. Die Gespräche über Wiedergutmachung und Entschuldigung von deutscher Seite dauern bis heute an. Doch denjenigen Soldaten, die freiwillig in den Krieg nach Namibia gezogen sind und an dem Genozid beteiligt waren, wurde bereits im Jahr 1909 ein Ehrenmal am Frankenplatz in Düsseldorf gewidmet.

DENKMAL

Die Bronzeskulptur auf dem 2,2 Meter hohen Sandsteinsockel am Frankenplatz in Düsseldorf ehrt vier gefallene von insgesamt 50 Soldaten, die 1904 aus eigenem Antrieb in den Herero-Nama-Krieg im damaligen Deutsch-Südwestafrika gezogen sind. Ein Soldat in Uniform sitzt am Boden und betrauert seine gefallenen Kameraden. Die inzwischen fast gänzlich verblasste Inschrift auf der Gedenkplatte erinnert an die „Deutschen Kolonialhelden“, die einen „Heldentod in Deutschsuedwestafrika“ gestorben sind.

HINTERGRUND

Von 1884-1915 war Deutschland Kolonialmacht im heutigen Namibia. Dort bekämpfte es Gemeinschaften, die unermüdlich Widerstand gegen die tyrannische Fremdherrschaft und Menschenrechtsverletzungen leisteten. Im Jahr 1904 entwickelten sich die Aufstände der Herero, angeführt von Samuel Maharero (1856-1923), erst zu einem Krieg und endeten mit einem Genozid. Insgesamt wurden dabei 100.000 Menschen ermordet, verdursteten in der Omaheke-Wüste oder starben in Konzentrationslagern. Teilweise wurden ihre Leichen und Überreste anschließend in medizinischen Einrichtungen und Museen des deutschen Reichs ausgestellt. Der Völkermord an den Nama und Herero gilt als der erste des 20. Jahrhunderts, wurde aber erst 2021 als solcher anerkannt.

Das Denkmal wurde 1909 vom Düsseldorfer Kolonialkriegerverein auf dem Exerzierplatz der Kaserne in der Tannenstraße errichtet. Als der Nationalsozialismus an Fahrt gewann, stimmte die Ideologie des rechten Regimes mit der des Kolonialismus überein. Die Bedeutung wurde verallgemeinert, das Denkmal als „Allgemeines Kolonial-Ehrenmal“ umgewidmet und 1935 auf der „Kolonialkriegertagung“ eingeweiht. Unter den Anwesenden befanden sich Mitglieder der NSDAP, SA, SS und HJ, außerdem Vertreter von Krieger- und Veteranenverbänden und Ritter von Epp, Leiter des Kolonialpolitischen Amtes in Berlin. In diesem Zuge wurde das Denkmal auf den Frankenplatz in den öffentlichen Raum gestellt, wo es bis heute zu sehen ist.

Foto: Katharina Kempf

GEDENKEN

Jedes Jahr am Sonntag um den 23. August rum wird in Namibia der Hererotag gefeiert. Die Menschen besuchen dann die Gräber ihrer ehemaligen Anführer, auch das von Samuel Maharero, und erinnern sich an ihren Kampf und Widerstand gegen die Kolonialherrschaft. Die Männer ziehen in Uniformen in einer Parade zu den Gräbern, die Frauen tragen farbenfrohe Gewänder. Anschließend findet ein Gottesdienst statt. Die Feierlichkeiten erstrecken sich meist über einen Zeitraum von drei Tagen. In Düsseldorf wurde 2004 von der evangelischen Kirche ein unscheinbares Schild neben dem Denkmal aufgestellt, das den Menschen Namibias gedenkt, die bei dem Genozid getötet wurden.

QUELLEN

Caroline Authaler: Kolonialkriegerdenkmal am Frankenplatz, 2017. [http://deutschland-postkolonial.de/portfolio/kolonialkrieg/].
Letzter Zugriff am 07.01.2022

Bundeszentrale für politische Bildung: Völkermord an Herero und Nama: Abkommen zwischen Deutschland und Namibia, 2021. [https://www.bpb.de/politik/hintergrund-aktuell/335257/abkommen-zwischen-deutschland-und-namibia].
Letzter Zugriff am 07.01.2022

Bundeszentrale für politische Bildung: Köpfe der Unabhängigkeitsbewegungen. [https://www.bpb.de/geschichte/zeitgeschichte/postkolonialismus-und-globalgeschichte/227911/koepfe-der-unabhaengigkeitsbewegungen?show=image&i=227978].
Letzter Zugriff am 07.01.2022

Buhmann, Tristan: Der Völkermord an den Herero und Nama (1904-1908).
[https://www.genocide-alert.de/projekte/deutschland-und-massenverbrechen/herero-und-nama/].
Letzter Zugriff am 07.01.2022

Namibia 1on-1: Herero Day Namibia – 23 August, 2012. [https://archive.ph/20130129154856/http://www.namibia-1on1.com/herero-day.html#selection-775.0-797.88.
Letzter Zugriff] am 07.01.2022

Bildquellen

  • Wikimedia
  • Picture alliance / dpa / Jürgen Bätz
  • George Steinmetz