Denkmal Erinnerungsort Gebäude Nachkriegszeit

Palast des Zweifels

von Jérôme J. Lenzen

manch ein Denkmal, mit dem wir uns bei Frameorial beschäftigen, wurde wieder entfernt. Die Gründe für den Abbau können unterschiedlicher Natur sein, ein besonders bizarres Beispiel befindet sich im Herzen von Berlin auf der Museumsinsel. Bis heute dauern die Diskussion über das sogenannte Humboldt Forum an. Eine wichtige Anekdote wurde dabei beinahe vergessen.

DENKMAL

Weithin sichtbar hatte der norwegische Künstler Lars Ø Ramberg das Wort Zweifel auf dem Dach des Palastes der Republik angebracht und damit eine Diskussion über den Umgang mit ungeliebten Denkmälern, Gebäuden und Erinnerungsorten gestartet. Von 2003 bis 2005 war das Kunstwerk eines von vielen Projekten in dem leerstehenden Gebäude, dessen Abriss zuvor vom Bundestag beschlossen wurde. Heute sind weder der Schriftzug, noch der Palast vor Ort zu besichtigen. Stattdessen wurde mit dem Humboldt Forum ein Neubau des alten preußischen Stadtschlosses an diesem Ort errichtet.

HINTERGRUND

Der Berliner Architekt Heinz Graffunder plante für den Ort, an dem einst das Berliner Stadtschloss gestanden hatte, den neuen Sitz der DDR-Volkskammer. Darüber hinaus diente der Palast für Kultur und Zivilgesellschaft als Veranstaltungsort. 1976 wurde das Gebäude eröffnet, 24 Jahre später bereits wieder geschlossen, denn um das Gebäude entzündete sich in der Bundesrepublik eine intensive Debatte. Als Symbol für die DDR-Diktatur wurde der Palast schließlich abgerissen und damit einer Aufarbeitung respektive Nachnutzung entzogen.

DER KÜNSTLER

Lars Ø. Ramberg ist ein in Berlin ansässiger Künstler aus Norwegen. Seine Medien sind Performance, Installation und Foto-Manipulation. Mit seinen Arbeiten hinterfragt er Geschichte und Geschichtsschreibung. Seine künstlerische Laufbahn führte ihn unter anderem zu den Biennalen in Venedig und Sao Paulo.

NACHLEBEN

Eine Gruppe von Künstler:innen, Architekt:innen, Denkmalpfleger:innen und Kulturschaffenden hat sich unter dem Titel Förderverein Palast der Republik e.V. zusammengeschlossen und fordert die Neuerrichtung des Palastes. Augenzwinkernd verarbeiten sie dadurch die Debatte um den Neubau des Stadtschlosses, dessen Abriss die Gruppe plant. Unter www.palast.jetzt kann der 5-Punkte-Plan des Vereins eingesehen werden. Das ZWEIFEL Schriftzug ist mittlerweile nicht mehr zu besichtigen. Dabei hatten die drei Gründungs-Intendant:innen des Humboldt-Forums ursprünglich geplant, das Kunstwerk auf dem Schloß anzubringen. Mit Blick auf die aktuellen Diskussionen um die Herkunft von Spendengeldern für den Neubaur und die ausbleibende Restitution von Benin-Bronzen wäre der Schriftzug aktueller denn je.

QUELLEN

https://www.mdr.de/geschichte/zweifel-auf-palast-der-republik-lars-ramberg100.html [11.01.2022]

https://www.mynewsdesk.com/kulturbyen-oslo/images/lars-oe-ramberg-1935389 [11.01.2022]

https://www.deutschlandfunkkultur.de/glanz-und-elend-des-berliner-schlosses-palast-der-dynastie-100.html [11.01.2022]

https://palast.jetzt [11.01.2022]

https://www.studioramberg.net/#/zweifel/ [11.01.2022]