Kriegerdenkmal im Düsseldorfer Hofgarten
von Katha Kempf
Im belebten Hofgarten im Zentrum Düsseldorfs steht das 1892 eingeweihte Kriegerdenkmal. Im Hintergrund bilden das 1960 fertiggestellte Dreischeibenhaus und der 2014 entstandene KÖ-Bogen einen starken Kontrast zu der klassizistischen* Marmorskulptur. Sie besteht aus einem massiven Sockel, auf dem ein Sarkophag liegt, auf dem wiederum ein nackter, antiker Krieger in erschlaffter Haltung platziert ist, in dessen rechter Brust eine Stichverletzung zu sehen ist. Er hält mit der linken Hand Lorbeerzweige, Symbol des Sieges, und in der rechten Hand ein Schwert, zu seinen Füßen liegt ein typisch römischer Soldatenhelm.
DAS DENKMAL
Auf dem Sockel ruht ein Löwe, der zu dem Mann aufblickt. Den Sarkophag ziert ein Eisernes Kreuz mit dem Buchstaben „W“ und einer Krone. Auf der Rückseite des Denkmals repräsentiert ein Reichsadler mit ausgestreckten Flügeln am Fuße des Sarkophags das Deutsche Kaiserreich. Auf beiden Seiten befindet sich außerdem eine Inschrift aus (ursprünglich goldenen) Lettern:
„RUHM WARD DEM SIEGER GENUG UND JAUCHZEN UND GRUENENDER LORBEER, THRAENEN, VON MUETTERN GEWEINT, SCHUFEN DIES STEINERNE BILD.“
ist auf der Vorderseite des Sockels zu lesen und
„IHREN GELIEBTEN SOEHNEN, WELCHE IN DEN SIEGREICHEN JAHREN 1864-66-70-71 DEN HELDENTOD STARBEN, WEIHT DIESES DENKMAL DIE DANKBARE STADT DUESSELDORF.“
heißt es auf der Rückseite.
Das Denkmal ist mittig auf einer halbrunden, marmornen Nische platziert, die von einer Brüstung gesäumt wird. Sie öffnet sich nach vorne hin und kann durch einige Stufen betreten werden. Auf dem Boden davor befindet sich ein Mosaik mit dem Stadtwappen Düsseldorfs, das einen bergischen Löwen zeigt, der einen Anker hält.
*Klassizismus: Stilepoche zwischen 1770-1840, die sich durch Klarheit, Gradlinigkeit und Anlehnung an antike, insb. römische, Formen, Figuren und Körper auszeichnet.
DIE ENTSTEHUNG
Nach der Gründung des Deutschen Reiches im Jahr 1871 wurde an vielen Orten der Bau von Denkmälern veranlasst, gestiftet von Kriegervereinen und Gemeinden. Sie sollten den patriotischen Geist betonen und enthielten deswegen meist mythologische Figuren, wie Nike (griech. Siegesgöttin), Victoria (röm. Siegesgöttin) oder Germania (Personifikation des deutschen „Vaterlandes“). Ehrenmale, die gefallene Soldaten gedacht waren, wurden mit aufwendigen Sarkophagen oder Urnen verziert und meist in Übergröße, mit besonderem Material (in diesem Fall Marmor), erhöht und an einem besonderen Standort platziert. Das Exemplar im Hofgarten stammt aus der Hand des Bildhauers Karl Hilgers (1844–1925) und wurde am 18. Oktober 1892 eingeweiht, steht nun also schon seit 131 Jahren an seinem Platz. Es ehrt gefallene Düsseldorfer Soldaten der deutschen Einigungskriege (1864–1866) und des Deutsch-Französischen Kriegs (1870-1871)
DER HINTERGRUND
Deutsch-Französischer Krieg (1870-71)
Am 13. Juli 1870 veröffentlichte der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck die sogenannte Emser Depesche (internes Telegramm der Regierung). In dieser Depesche wurde ein diplomatischer Vorfall zwischen Frankreich und Preußen inszeniert, der zu einer Verschlechterung der Beziehungen führte, bis Frankreich schließlich am 19. Juli 1870 den Krieg erklärte. Am 1. September 1870 kam es zur entscheidenden Schlacht von Sedan. Die französische Armee unter Napoleon III. wurde von den preußischen Truppen besiegt. Napoleon III. geriet in Gefangenschaft, was einen Wendepunkt in dem Krieg darstellte. Die Franzosen jedoch waren nicht zu einem Frieden bereit, riefen zum dritten Male die Republik aus und verloren weitere Schlachten. Ab dem 19. September 1870 wurde Paris von den deutschen Truppen belagert. Die Belagerung dauerte fast fünf Monate und endete am 28. Januar 1871 mit der Kapitulation von Paris. Erst 1871, als Wilhelm zum Deutschen Kaiser ausgerufen und das Deutsche Kaiserreich gegründet war, kam es zu einem Friedensschluss.
Am 10. Mai 1871 wurde der Friedensvertrag von Frankfurt unterzeichnet. Frankreich musste erhebliche Gebietsverluste an Deutschland hinnehmen, darunter das Elsass und einen Teil von Lothringen. Der Deutsch-Französische Krieg führte zur Gründung des Deutschen Kaiserreichs und hatte langfristige Konsequenzen für die Machtverhältnisse in Europa. Die erlittenen Gebietsverluste trugen zum Aufkommen des Revanchismus und letztendlich zu Spannungen, die zum Ersten Weltkrieg führten, bei.
Das Problem mit dem Denkmal
Wie bei Kriegerdenkmälern üblich, glorifiziert und verherrlicht auch dieses Denkmal den Krieg auf allen Ebenen. Der nackte Jüngling verklärt den Krieg durch seine römisch-griechisch ästhetisierte Figur, wodurch der Krieg nicht mit Gewalt, Zerstörung und Grausamkeit, sondern antiken Idealen, wie Einsatz, Mut und Tapferkeit assoziiert wird. Seine Nacktheit verstärkt dies, da durch die Muskeln seine Stärke besonders betont und ein vermeintliches Idealbild des jungen männlichen Kriegers gefestigt wird. Er kämpft jedoch nicht, sondern ist bereits gefallen. Das Denkmal vermittelt aber keine Trauer, sondern vielmehr die Vorbildlichkeit und Heldenhaftigkeit des Kriegstodes. Wir sehen keinen unter Qual sterbenden Mann auf dem Schlachtfeld, sondern einen erhabenen, ehrfürchtig gebetteten, ohne Schmerzen dahin dämmernden Krieger. Es geht hier nicht darum, ein Individuum zu ehren, oder voller Trauer den sinnlos gefallenen Männern im Krieg zu gedenken, sondern Ideale vermittelt zu bekommen. Das Eiserne Kreuz sowie der Reichsadler verdeutlichen, dass es nicht um die Menschen, sondern um das Land geht, die Treue und Untergebenheit. Der Kampf darum ist nicht nur ehrenwert, sondern wird gefordert, was das Denkmal eindrücklich veranschaulicht.